
Der Archetyp des Jaguars im Westen des Medizinrades
Im Westen findet die viel gefürchtete Schattenarbeit statt. Man setzt sich mit dem auseinander, was man an sich selbst und in seinem Leben nicht sehen kann oder möchte. Das kann sehr beängstigend sein.
Der Archetyp ist der Jaguar, der reißendes Raubtier, aber auch Beschützer sein kann. Er ist der Wandler zwischen Leben und Tod und kann die Regenbogenbrücke überschreiten.
Jaguar lässt sterben, was sterben soll, damit kommen kann, was kommen soll. Erst, wenn man ohne Angst und Wut jeden Aspekt seiner Selbst gesehen und akzeptiert hat, wird man frei (ein Niemand) und dann kann man die heilige Reise der Seele mit dem Kolibri antreten.
Die Tugenden des Westens, die man durch die Arbeit mit dem Jaguar lernt, sind:
- Nichts tun: Der Jaguar mischt sich nicht überall ein. Er ist der König des Dschungels und hat keine natürlichen Feinde. Er tritt nur in Aktion wenn es wirklich nötig und seine Aufgabe ist
- Überzeugung ohne Verpflichtung
- Die Angst vor dem Tod überwinden
Da Angst die größte treibende Kraft für Kampf auf unserer Erde ist, ist das Erlernen der kompletten Furchtlosigkeit meist die langwierigste und schwierigste Aufgabe der Medizinradarbeit. Das vielen vertraute so genannte Drama-Dreieck, mit dem auch in der modernen Psychologie viel gearbeitet wird, entspringt ursprünglich auch der südamerikanischen Medizinradlehre.
Carl Gustav Jung bereiste den Amazonas und die Anden und lernte bereits diese alte Lehre kennen. Bei den Andenschamanen heißt dieses energetische Ping Pong zwischen der Rolle des Täters, des Opfers und des Retters auch „Dreieck der Entmachtung“.
Will man aus diesen Mustern heraus treten und furchtlos und frei von Triggern und Projektionen leben und wirklich in der Lage sein „Nichts zu tun“ im Sinne von: „Ich bewahre immer die Kontrolle, den Überblick und die innere Ruhe, um bewusst in der Ruhe zu sein, auch wenn um mich herum Dramen toben“, dann steht einem viel innere Arbeit bevor.
Man muss sich mit genau den Themen auseinander setzen, die so quälend sind, dass unsere Seele sie so gut versteckt hat, dass wir sie in uns und an uns nicht mehr wahrnehmen können. Das ist die Definition von Schatten: Etwas, was immer bei uns ist und zu uns gehört, das wir aber nicht sehen können.
Es geht um das Verstehen und Erkennen von Rollen und Energiemustern, die wir uns zugelegt haben. Haben wir im Süden gelernt nicht zu urteilen und negative Emotionen los zu lassen, können wir nun lernen, unsere größten Ängste zu verlieren und wirklich frei zu werden. Dazu müssen wir ihnen aber zuerst begegnen.
Der Schamane, der als Jaguarpriester eng mit dieser Energie verbunden ist, lernt es, alle Schatten und Geheimnisse zu sehen und zu verstehen. Er kann dadurch, dass er die Furchtlosigkeit des Jaguars erworben hat, ruhig und mit klarem Blick Dinge erkennen, die für jemand anderes unsichtbar bleiben. Jaguar hilft, die Geheimnisse der Emotionen zu ergründen und zu verstehen und kann dem Schamanen und dem Klienten sowohl als Schutzenergie dienen, als auch zwischen den verschiedenen energetischen Ebenen wandeln und Zugänge zu Feldern bringen, die sonst nicht zugänglich sind.
Erst wenn man jede Energie sehen, verstehen, akzeptieren und als Teil der Schöpfung auch lieben kann, dann nähert man sich dem Zustand von Ayni an. Man legt Kategorien wie gut oder böse ab. Jede Energieform ist einfach Energie unterschiedlicher Qualität und das Böse existiert in dem Sinne nicht, alles ist einfach nur Energie in unterschiedlicher Dichte und Schwingung. Und durch die Qualität meiner eigenen Energie und Schwingung kann ich beeinflussen, wie die Welt und andere Energien mit mir in Wechselwirkung tritt. Angst- und Kampfenergie kann dunkle, dichte Energie nie verdrängen. Im Gegenteil, sie zieht nur noch weitere schwere Energie an und katalysiert diese.